Ich habe es getan! Seit über einem Jahr drückte ich mich um die Fertigstellung des Gotland-Gewandes herum. Warum? Weil die Fundlage zu Textilien in Gotland quasi nicht existent ist und man, wenn über- haupt nur über Bildsteine und die Anordnung der Metallfunde in den Gräbern etwas zur Tracht der Gotländer interpretieren konnte.
Diesen Winter habe ich mich endlich daran gemacht und stelle hier meine Ideen zur Tracht der gotländischen Frau vor.
Wobei ich mich dankenswerterweise auch in manchem an Christin der Brettchen- weberin und der Rabensippe orientiere, die vor mir viel mutiger waren!
Hier bin ich nun. Das Untergewand ist erstmals körpernah geschnitten und hat unter den Armen Rauten, die der Beweg- lichkeit dienen. Zudem ist es mit sehr weiten Geren ausgestattet, weil die Abbildungen auf den Bildsteinen von Gotland das (für mich) nahelegten.
Sowohl das Untergewand als auch die "Schürze" sind handgenäht. Da ich eine unrealistische Panik davor habe, dass im ungünstigsten Fall eine Naht aufgeht, habe ich alles auch noch mit einer Art Kappnaht versäubert.
Eine solche Naht habe ich in der Liste der belegten Stiche aus dem Frühmittel- alter gesehen, stehe/stand also mit meiner Angst nicht allein ...
Die Schürze ist sehr simpel gehalten. Einfach ein Lappen vorn einer hinten. Zusammen gehalten wird beides durch die Tierkopffibeln unter den Armen in Höhe der Ellenbogen (lt. Grablage).
Meinen Beleg, also die Walküre von dem Bildstein habe ich dann noch auf ein Stück Wollstoff gestickt, der (hier gekürzte) Knoten stammt übrigens vom gleichen Bildstein, von dem ich dieser Tage hier noch ein Bild einstellen werde.
Hier noch einmal die Stickborte etwas größer.
Solche Stickborten sind (wie auch andere Stoff-Funde ...) nicht gemacht worden. Aber ich fand es naheliegend, wenn ich schon eine aufwändige Gewandung nähe, auch ein Zierdetail anzubringen. Und wenn dieses Detail dann auch noch als Beleg dafür herhalten kann, woher ich unter anderem meine Interpretation herleite, dann fand ich die Idee ganz nett. Die Brettchenborte ist übrigens selbst gekauft. Ich hatte sie vor 2 Jahren von Claudine gekauft, um damit meinen Mantel nach einer Reku aus Haithabu zu besetzen aber irgendwie habe ich nie angefangen, sie aufzu- nähen. Als ich dann Stickerei und Stoff der Schürze aufeinander legte, fiel mir die Borte wieder ein und sie ist die perfekte Ergänzung zwischen den Farben des Wollstoffs und dem Stickereibesatz. Manche Dinge finden ihren Platz von ganz allein ...
Die (weite) Kragenlösung ist mein Versuch, dem geplanten Fischkopfhülsen-Kragen und der mehrfachen Glasperlenkette Rechnung zu tragen. Ob die Idee richtig war, werde ich erst wissen, wenn ich a) Torben leergekauft habe, b) die Kettenverteiler gebastelt habe und c) löten gelernt habe, um die Fischkopfhülsen zu bauen.
Hier noch mal ein Bild vom Gewand und von mir in Aktion.
Man kann darauf auch die Gotland- Perlen schön sehen (es fehlen noch zwei Reihen!)
Das Bronzeblech für die Kettenver- teiler ist bestellt und ich werde mich diesen Winter auch im Löten von Fisch- kopfhülsen ver- suchen!
Das noch fehlende Schultertuch wird dieser Tage noch fertiggestellt.
Auf dem Bild fehlt noch; Die Dosenfibel, weil das Schultertuch noch nicht fertig ist. An der Gerätefibel fehlt noch die Pinzette und ein Klapperanhänger. Der ist zwar für Gotland nicht unbedingt belegt, aber seine "Funktion" zur Abwehr von Bösem hat eine besondere Bedeutung für mich. Ein Schlüssel nach Gotlandfund fehlt mir auch noch, aber den bekomme ich noch! Und wenn ich dafür Bronzegiessen lernen muß ... ;0)